Offener Brief von Klaus Karlbauer an die „Kommission für musikalische Einstufu…

sg herr keber,

nachdem ich die einstufungen der „kommission für musikalische einstufungen“ seit geraumer zeit zwar zunehmend ratlos aber dennoch bis gestern unwidersprochen zu kenntnis genommen habe, nehme ich ihr aktuelles schreiben zum anlass, mein diesbez. schweigen zu brechen. also, mal bin ich aus ihrer sicht E-komponist, mal bin ich U-Komponist, mal sind meine arbeiten qualitative U-werke, dann wieder qualitativ minderwertige E-werke, aber manchmal auch genau umgekehrt! ich mein, wo sind da die standards? mit welcherlei maß wir hier gemessen, wer sind denn überhaupt die mitglieder dieser „sagenhaften kommission“, wer oder was befugt diese herr- und ich hoffe (zumindest aus gründen der gleichbehandlung) damenschaften, diesbez. wertende urteile mit ökonomischen konsequenzen abzugeben? Ihre aktuelle bewertung „schlägt überhaupt alles“, mein werk ist diesmal weder E- noch U- Musik aber dafür qualitativ tiefstehend. das gehört ja in wirklichkeit als geistesblitz der woche in eine satire-zeitschrift. und dass eine collage kein originäres werk darstellen soll, wo es seit den 50er jahren die elektroakustische musik u.a. als akademische disziplin gibt! ich weiß als langjähriger lehrbeauftragter für multimediakomposition an der Abt. 1 der universität für Musik und darstellende kunst in wien, dass derartige kompositionstechniken ebenda seit vielen jahren gelehrt werden. und sollten sie meine so genannte collage wirklich zur gänze gehört haben, hätten sie auch bemerkt, dass das anfangs exponierte original – material zunehmend verdichtet wird, also eh ganz altmodisch, wie es die komponisten seit jahrhunderten tun.

in diesem Sinne würde ich gerne auch persönlich dieser seltsamen kommission rede und antwort stehen

immer noch freundlich obwohl einigermaßen verwirrt

klaus karlbauer – wien, am 07.april 2006